Eine Woche Partnerschaft in Katutura Wie
fängt man so etwas an? Eine Partnerschaft mit einer Schule im
Schwarzenviertel von Windhoek, Namibia? Okay,
zunächst einmal der 1Ostündige Flug! Und am folgenden Tag steht man vor
der Direktorin der SHIFIDI Secondary School, eine Herero-Frau! Wie bricht
man das Eis, wenn so ein Wort überhaupt zu den 3O Grad Celsius passt, die
zur Zeit in Namibia herrschen? Auf ein skeptisches Anfragen hin, ob ich
nur kurz in der SHIFIDI-Schule bleiben wolle, sage ich: "Ich möchte
meine 8 namibischen Tage nur in der Schule verbringen!" Das
"Eis" ist gebrochen - man führt mich herum, dann in die
Bibliothek. Die
Bibliothek wird für die gesamte Zeit mein "Brückenkopf", von
dem aus alle Kontakte starten. SchülerInnen des Schulchors tauchen auf,
singen mir ihre herrlich rhythmischen und körperlichen Lieder vor. Natürlich
muss ich gleich mitsteppen - große Freude, nachdem es mir nach mehreren
Fehltritten gelingt. Ich
ordere ein Klavier, das sofort aus der Aula in die Bibliothek gebracht
wird. Ab dem Zeitpunkt sind Chormitglieder in jeder großen Pause in der
Bibliothek, singen, tanzen, schreien mit mir gemeinsam Spirituals,
improvisierte Songs, deutsche Volkslieder und Beatles-Songs. Während
der Schulstunden holen mich KollegInnen in ihren Unterricht. Wir überlegen
z.B. die Aufstockung von Unterrichtsmaterialien - ich kann hierfür ein
Geldgeschenk überreichen, das SchülerInnen unserer Schule eingeworben
haben. Aus Gesprächen ergibt sich, dass ich versuchen werde, den
Schulchor im April kommenden Jahres nach Bremen einzuladen. Von
zig SchülerInnen muss ich Fotos machen, natürlich soll ich sie ihnen später
zuschicken - da kommt noch einiges auf mich zu. Den
Schulalltag in SHIFIDI in seiner krassen, aber mir von unserer Praxis
nicht unbekannten Seite bekomme ich auch mit - eine "aufsässige"
Schülerin soll nach Hause geschickt werden, weil sie den Unterricht
boykottiere. Der
Schulzaun ist zusätzlich durch eine große Stacheldrahtrolle gesichert -
Tag und Nacht wird die Schule von einem Wärter bewacht! Hohe
Arbeitslosigkeit, hohe Kriminalität in diesem Schwarzenviertel! Am
Wochenende lädt mich die Direktorin zu einer Safari ein, am Samstagabend
gehe ich mit einigen Kollegen in ein Jazzkonzert im Windhoeker Stadion. Mit
Hunderten interessanter Eindrücke könnte ich fortfahren - bei nächster
Gelegenheit! Hans Hermann Hille
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